Karrieretipps

Recruitingprozess

Immer wenn zwei Parteien miteinander interagieren, kann es zu Missverständnissen oder Problemen kommen – absichtlich oder unabsichtlich. Als Personaler erlebt man beide Seiten. Die private Seite, bei der man auf der Bewerberseite steht und die berufliche, wo man die Unternehmensseite vertritt.

Recruiter-Dasein als Herausforderung

Vor kurzem schrieb eine Recruiterin über die Verhaltensweisen von Bewerbern, worauf die Bewerber zum Gegenschlag ausholten. Die Dame aus dem Recruitingbereich beschwerte sich über nicht tragbares Bewerberverhalten, aufgeführt anhand von Beispielen entlang des gesamten Einstellungsprozesses. Das darauf folgende "Aber" auf Bewerberseite mag verständlich sein (sind wir nicht alle schon einmal enttäuscht worden, weil wir kein Feedback bekamen oder uns der Recruitingprozess viel zu lang und unnötig kompliziert vorkam), allerdings die aufgeführten Punkte zu verwerfen, ist verkehrt.

Wie in jedem anderen Beruf auch, ist auch das Personaler- oder Recruiter-Dasein oftmals eine Herausforderung. Man erlebt dabei die unglaublichsten Dinge – sowohl positiv als auch negativ. Bewerber sind bei weitem nicht perfekt. Sie erscheinen nicht zu Interviewterminen, sagen für eine Stelle zu und tauchen am ersten Tag gar nicht erst auf oder beleidigen denjenigen, der die Absage übermittelt, weil es dieses Mal nicht geklappt hat. Es ist oftmals die Erwartungshaltung zu finden, dass man a) über jeden Schritt im Recruiting-Prozess informiert und b) Gründe für eine gegebene Absage erhält. Dass beispielsweise bei letzterem Punkt das AGG Firmen davon abhält, Feedback zu geben, stößt dabei leider nicht auf Verständnis.

Nehmen wir die USA: Wenn man sich dort auf eine Stelle bewirbt wird, bekommt man eine Eingangsbestätigung und hört dann meistens nie wieder etwas, wenn man nicht in die engere Wahl kommt. Wünscht man sich, dass es anders wäre? Möglicherweise, aber so läuft es nun einmal. Zumeist wird sogar bereits in der Stellenausschreibung darauf hingewiesen, dass man nur bei Interesse eine Rückmeldung erhält.

"Bezugnehmend auf unser Telefonat" - Bitte nie wieder Bewerbungsratgeber

Am Ende des Tages entscheidet auf den ersten Blick der Lebenslauf. Da hilft es nicht, wie in vielen Bewerbungsratgebern geschrieben, vor dem Abschicken der Bewerbung anzurufen, um schreiben zu können "bezugnehmend auf unser Telefonat". Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Bewerber nur um des Telefonats willen anruft und keine konkrete Frage hat. Man stelle sich vor, das würde jeder Bewerber machen. Ein weiteres Beispiel ist die Frage, ob die Bewerbung gut angekommen ist. Die Gegenfrage ist dann natürlich, ob eine Eingangsbestätigung angekommen ist. Lautet die Antwort ja, fragt man sich doch, ob der Anruf ernst gemeint ist. Da heißt es tatsächlich: Weniger ist mehr.

Weitere Informationen:

Bewerbungsanschreiben
Bewerbermanagementsystem


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