Mein neues Leben in Adelaide

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  Job Blog Eintrag von Ruderkahn am 01. August
  Mein neues Leben in Adelaide
 
Hallo! Ich bin gestern in Adelaide angekommen und erzaehle einen kurzen Abriss meines neuen Lebens.

Der Check-in bei Domestic-Fluegen (Fluege innerhalb Australiens und Neu-Seelands) ist total unkompliziert und formlos. Sogar die Sicherheitskontrollen sind nicht so scharf. Als die Flugbegleiterinnen die Sicherheits-Verhaltensregeln zum Kommentar des Piloten vorfuehrten, meinte dieser scherzend: "Sollten bei einem Druckverlust die Sauerstoffmasken herunterfallen, kuemmern sie sich bitte erst um sich selbst und helfen sie dann ihrem Ehemann" :P. LUSTIG! Als ich im Flugzeug nach Adelaide sass, konnte ich eine Bekanntschaft mit einem Mann machen, der fuer seine Firma unterwegs war. Wir begannen ein interessantes Gespraech, in dessen Verlauf er mir erklaerte, warum Canberra die Hauptstadt von Australien ist. Was ich noch nicht wusste: Als die 7 australischen Staaten zu einem zusammengefuehrt wurden, konnten sich die beiden groessten Staedte, Sydney und Melbourne, nicht einigen, wer zur Hauptstadt wird. Schliesslich wurde zur Schlichtung Canberra auserkoren, welche so ziemlich zwischen den beiden Staedten liegt. Als die Stewardessen dann mit den Getraenken rumkamen, (die natuerlich kostenpflichtig waren), bot mir der Mann an, mir einen Drink auszugeben: das wuerde sowieso auf Spesen gehen udn alles von seiner Firma bezahlt werden. Dieses Angebot nahm ich bescheiden, aber dankend an. So kam ich zu einem auesserst koestlichen Apfelsaft.

Als ich landete, folgte ich der Masse zur schlecht ausgeschilderten Gepaeckausgabe, und nahm meinen Rucksack entgegen. Ein Mitarbeiter meines neuen Arbeitgebers wartete auf mich mit einem grossen Schild mit meinem Namen drauf, und fuhr mich mit einem Firmenwagen zur Unterkunft, wobei er es stetig vermied, mit dem Auto auf einer Spur zu bleiben, sondern sich stattdessen entschied, die netten weissen Streifen staendig halb zu ueberfahren. Leider konnte er nicht blinken, da der linke Blinkscheinwerfer lose war und in regelmaessigen Abstaenden beim Fahren gegen die Karosserie klatschte. Waehrend der Fahrt rief der enthusiastische Chef der Firma an und fragte, ob ich gut angekommen sei. Der ist wirklich nett. Ueberhaupt kuemmert sich in dieser Firma jeder um jeden.

Dann kamen wir an. Ein Haus fuer eine Grossfamilie, mit 4 2-Bett-Zimmern und einem 1-bett-Zimmer, einer riesigen Kueche, Computer, Badezimmer, Riesenfernseher mit DVD-Player, Kamin, Kuschelsesseln..... MEIN GOTT! Atemberaubend. Ueberall Massivholz. In meinem Zimmer schlafe ich (zur Zeit noch) allein. Alle Raeume sind mit glaenzenden Holzdielen ausgelegt! Ich komme mir vor wie im Schlaraffenland. Nach ein paar Stunden kam die "Grossfamilie" von der Arbeit in den Shopping-Centern nach Hause. Ich wurde mit allen bekannt gemacht: Eine deutsche und 6 Israelis (2 davon Maenner). Es faellt mir schwer, ihre Namen zu merken, aber das wird schon. Zwei von den Isarealis sind unsere Manager, das heisst, sie sind quasi unsere "Eltern" und unterschieden sich von uns durch ihre langjaehrige Erfahrung und weiteren Aufgabengebieten. Ansonsten verkaufen sie auch mit uns zusammen.

Das Abendessen wurde von einem Maedchen gekocht, deren letzter Tag es zugleich war, und sie hielt eine ruehrende Abschiedsrede, in der sie die "Company" als die beste, in der sie je gearbeitet haette, priess. Danach gab es ein Gespraech zwischen den beiden Managern und mir, in dem mir meine Aufgaben erlaeutert wurden, und mir mein "Pitch" gegeben wurde. Der Pitch ist ein Verkaufstext, den ich auswendig lernen, und dann, wie ein Schauspieler, mit meinen Vorfuehrungen kombiniert, vor dem Kunden abspulen muss, um ihn von der Qualitaet des Produktes zu ueberzeugen. Nachdem mir die Managerin in einem Rollenspiel, in dem ich der Kunde war, den Verkauf vorgefuehrt hatte, war ich selbst vom Produkt ueberzeugt und wollte es kaufen! :) Unser billigstes Produkt kostet 70 Dollar. Das ist das Produkt, mit dem ich anfangen werde. Natuerlich gibt es zu dem Zeitpunkt, zu dem wir es verkaufen, eine Sonderaktion, in der dieses Produkt nur 60 Dollar kostet! ;) Meine Bedenken bezueglich der Nachfrage nach solch teuren Produkten wurden von den Managern mit einigen guten Argumenten ausgeraeumt.

Den heutigen Tag verbringe ich damit, den Pitch auswendig zu lernen, was bei 4 Seiten und 2-jaehriger Schulabstinenz gar nicht so einfach ist. Vor allem, wenn man den Text am naechsten Tag koennen muss! Und das auch noch vor dem Kunden, der einen vielleicht boese anguckt oder einem mit Nachfragen aus dem Konzept bringt! Das ganze sieht nach echt harter Arbeit aus. (10-13 Stunden am Tag, ein Tag in der Woche frei, die ganze Zeit stehen und froehlich laecheln)

 

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