Backpacker-Pack: Arbeiten in Perth

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  Job Blog Eintrag von Ruderkahn am 05. Februar
  Backpacker-Pack: Arbeiten in Perth
 
ich habe ja schon seit langem nach einem netten Job fuer mich gesucht. Jetzt hatte ich in einem anderen Hostel die Anzeige einer Agentur gesehen, die ungelernte Arbeiter sucht und 'sammelt', um sie dann bei grossen Konzerten und Events an die jeweiligen veranstalter zu vermieten, wenn diese zusaetzliche Hilfskraefte brauchen.

Ich rufe also am Freitag bei dieser Firma an. Eine nette australische Dame nimmt meinen Namen und Nummer entgegen und versichert mir, ich wuerde binnen 10 Minuten von meinem Arbeitgeber angerufen werden. Nach 12 Stunden rief ich erneut an um meine wartende Lage zu schildern und milde zum Ausdruck zu bringen. Es wurde mir versichert dass jeder sehr "busy" sei.
nach einer weiteren halben Stunde wurde ich von einem ruppigen Mann angerufen und gefragt, wer ich sei und was ich wolle. Ich sagte ihm meinen Namen und dass ich einen Job suchte. Er sagte prompt "kannst du am Sonntag um 4 Uhr morgends am Clayblablabrrrrnrrr showground sein?" ich bat ihn 4 mal, diesen Namen zu buchstabieren, bis er mich aufforderte, ihm einfach nachzusprechen und an meiner Hostel Rezeption nach diesem Ort zu fragen. Ich sagte also zu. Endlich eine Arbeit!

Das Problem war nur, dass um diese fruehe Uhrzeit keine oeffentlichen Verkehrsmittel fahren. Ich musste also ein Taxi ordern ($30), das zu allem Ueberfluss zu spaet kam. Ich hatte 2 Stunden geschlafen und wartete mir den (dennoch warmen -denn in Perth ist es nie kalt-) Arsch ab. Ich kam dann um 4 noch puenktlich am Festival-Gelaende an.

Ich traf andere Deutsche, die da auch arbeiten sollten. Hunderte von Arbeitern, die alle ziemlich ueberfluessig die naechsten beiden Stunden auf den Stufen einer Art halben Amphitheaters sassen. Bis sie jemand aufrief und zum Arbeiten mitnahm. Unsere Hauptarbeit war Barrikaden bauen, Trucks voll mit schwerem Equipment entladen und Sicherheitszaeune bauen. Die Vorarbeiter waren ziemlich schnell uebel gelaunt und fingen an in einem beleidigenden Tonfall zu sprechen, als das Hilfarbeiteraufgebot (auch als "Backpacker-Pack" zu bezeichnen) so ziemlich fuer alles zu dumm war. Meine Hauptaufgabe stellte sich schnell heraus: Ich war sehr gut im befestigen und ausrichten der Stahlbarrikaden mithilfe von Bolzen. Der Vorarbeiter hatte mich schnell lieb, weil ich so ziemlich der einzige war, der erstens arbeiten wollte und zweitens aktiv mitdenken und probleme loesen konnte. Ich war auch der einzige dessen Namen er am Ende noch kannte.

Wir wurden dann von Station zu Station, von Arbeitsplatz zu Arbeitplatz, vom Buehne zu Buehne gefahren, ausgeladen um dort zu arbeiten. Als naechstes sollten wir schweres Tourequipment aus einem Truck ausladen. Kann sehr unangenehm sein, vor allem wenn man es nicht gewohnt ist, aus den Beine zu heben..... Schliesslich mussten wir diese typischen Baustellenzaeune ueberall aufstellen, wo die Menge nicht durchkommen sollte. Das war ohne Gabelstaplerhilfe sehr schwere Arbeit, weil diese wassergefuellten Staender fuer die Zaeune schon ihre 20 Kilo oder mehr wiegen koennen. Und die unhandlichen Dinger die ganze Zeit rumzutragen... Ich hatte danach auch Muskelkater in fast allen Beinmuskel und in den Armen.

Um eine bestimmte Uhrzeit hauten auf einmal alle Arbeiter ab und es waren nur noch 3 von uns Deutschen uebrig und ein Australier. Wir vier wurden unter dem Hinweis auf gutes Charma vom obersten Organisator gefragt, ob wir laenger bleiben und arbeiten koennten, weil das Event bald starten sollte und noch nichts fertig war. Man muss dazu sagen, dass alles ueberhaupt nicht gut organisiert war. Das waere in Deutschland wahrscheinlich anders gelaufen..... Wir sagten also zu und blieben bis um halb 12. dann war endlich alles fertig. Das Event hatte schon um 11 angefangen..... peinlich!

Das Problem war schliesslich, dass wir 3 natuerlich in das Event reinwollten man uns den Zutritt verweigerte. Arbeiter duerften nicht ins Event, da eine Karte schliesslich 130 Dollar kostete. Das waren wir nicht bereit zu bezahlen! Wir arrangierten uns also mit dem Supervisor, der alles Koordinierte, der uns dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in das Gelaende schleuste. SO KAMEN WIR ZU UNSEREM FREIEN EINTRITT. Er versprach uns auch Backstage Paesse fuer 20:00!

Der Big day out stellte sich schliesslich als ein super ENDGEILES Konzertevent heraus! 12 Stunden Konzert mit alternativen Bands aus aller Welt. Im Wesentlichen aus den Bereichen Rock und Electronic - oder einer Kombination aus beiden. Ich wurde zum Beispiel Zeuge der Band "The Battles", die eine einzigartige psychadelische Show aus Gitarren und Synthezisern ablieferten. Splendid!

Und am Ende des Tages kam dann das Highlight: BJOERK!!!!!! Wir sahen ein einstuendiges Konzert der Skandinavierin und es war absolute Spitze. Ich traf dann noch australische Freundinnen, die mich Naechte zuvor in eine Karaoke Bar eingeladen hatten und mit denen ich nun herumzog.
Ich verzichtete auf meinen Backstagepass und meine Moeglichkeit, laenger zu arbeiten zu Gunsten des Bjoerk Konzerts und meinen australischen Freundinnen. Die hatten zu dritt ein eigenes Haus ganz Dicht am Konzertgelaende und haben mich prompt eingeladen, die Nacht dort zu verbringen. Was ich natuerlich tat.

Als ich aufwachte, konnte ich von meinem bett aus durch die Fensterfront, die die komplette Wand einnahm, ueber den ganzen Bezirk gucken. Viel gruen. Herrlich! Der Tag hatte sich fuer mich also gelohnt. Die Gastgeber hatten auch eine vorzuegliche Gastfreundschaft, die ich geniessen konnte. Ich kam auch in Kontakt mit ausschliesslich veganischer Kueche.....kann auch lecker sein! :)

 

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